Der Einfluss der traditionellen deutschen Malerei auf die georgische bildende Kunst geht auf die Intensivierung der deutsch-georgischen Beziehungen im 19. Jahrhunderts zurück.
Für die georgischen Künstler war das 19.Jahrhundert eine schwierige und heterogene Periode mit der Suche nach neuen Formen und Gestaltungsmöglichkeiten. Zusammen mit den lokalen Künstlern waren damals in Georgien auch ausländische Künstler am Schaffen. Ihre Anzahl stieg gleich in den ersten Jahren des neuen Jahrhunderts. Die deutschen Maler kamen genauso wie die deutschen Reisenden in den Kaukasus, um eine unbekannte Region und deren alte Kultur kennen zu lernen.
Das deutsche Künstlerehepaar Helene und Paul Franken ließ sich in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts in Tbilissi nieder. Paul Franken (1818-1884) wird von der Kunstgeschichte als „kaukasischer Künstler“ klassifiziert. Seine der Spätromantik zugeordneten Bilder interpretieren die georgische Landschaft in eigenwilliger Form. Paul Franken verbrachte bis 1860 insgesamt neun Jahre in Georgien.
Der berühmte deutsche Zeichner und Maler, Theodor Horschelt (1829-1871)kam im Jahre 1858 nach Tbilissi. Horschelts Broterwerb war der eines Kriegszeichners und Reporters, als welcher er schon vorher in Algerien und Spanien gearbeitet hatte. Der durch den Verkauf von Bildern aus diesen Ländern erzielte Erlös ermöglichte ihm die Reise in den Kaukasus. Hier wurde er Zeuge des Widerstandes der nord-kaukasischen Bevölkerung gegen die zaristische Besetzung ihrer Heimat. Er war dabei, als der Rebellenführer Imam Schamil von russischen Truppen gefangengenommen wurde. Während seines Kaukasusaufenthaltes entstanden viele historische Gemälde aber auch Zeichnungen, die die Stadt Tbilissi zum Thema haben.
Der Zeichner und Karikaturist Oskar Schmerling (1863-1838)wurde in Tbilissi geboren. Er gründete 1892 innerhalb der örtlichen „Gesellschaft der schönen Künste“ eine Schule für Malerei, Skulptur und Baukunst, aus der im Jahr 1922 die Tbilisser Staatliche Akademie der Künste hervorging. Oskar Schmerling illustrierte die georgische „Muttersprache“ (Deda Ena) von Jakob Gogebaschwili und leistete einen interessanten Beitrag in der Kinderbuchillustration. Schmerling war einer der ersten Karikaturisten in Georgien. Er schuf eine Reihe von Karikaturen des alten Tiflis. Außerdem malte er Porträts, Landschaftsbilder, Kampfbilder und ethnographische Sujets.
Alexander Salzmann (1874-1934)wurde in Tbilissi in der Familie des angesehenen deutschen Architekten, Albert Salzmann geboren. Er studierte in Moskau und später an der Kunstakademie München. 1901 nahm er an der ersten Ausstellung des von W. Kandinsky gegründeten Künstlervereins „Phalanx“ teil. Ab 1916 siedelte sich Alexander Salzmann mit seiner Familie in Tbilissi an, wo er an der Oper in den Jahren 1918/1919 als leitender Bühnenbildner zahlreiche Aufführungen gestaltet hat. 1918 entwarf er zusammen mit Zygmunt Waliszewski den Vorhang für das Opernhaus. 1920 zog Alexander Salzmann mit der Familie nach Paris.