2018-04-10
ავტორი : Das Georgische Emigrationsmuseum
Georgisches Komitee - 1914

Im Jahre 1914, gleich nach dem Ausbruch des 1. Weltkriegs, wuchs die „Genfer Gruppe der Georgischen Separatisten“ um neue Mitglieder und nannte sich in „Komitee für die Unabhängigkeit Georgiens“ um.

Zum Vorsitzenden des Komitees wurde Petre Surguladse gewählt – Mitglied der Unabhängigkeitsgruppe, die 1909–1910 in Georgien tätig war. Ihre Mitglieder waren außerdem Jakob Gogebaschwili, Filipe Gogitschaischwili, Simon Kipiani, Alexandre Kipschidse, Micheil Zereteli, Giorgi Gvazava, Valerian Gunia und Niko Lortkipanidse. Sie gaben die Zeitung „Eri“ („Nation“) heraus. Hauptziel der Gruppe war es, aktiv Schritte für die Umsetzung ihrer politischen Ideale zu unternehmen und georgisches Territorium vor der Aneignung und dem Aufkauf durch Ausländer zu schützen.


Mitglieder des Komitees: Petre Surguladse, Leo Kereselidse, Giorgi Kereselidse, Nestor Maghalaschwili.

Die Hauptaufgabe des Komitees war die Gründung einer Georgischen Legion in der osmanischen Türkei. Als Ort ihrer Aktivitäten wurde Tschaneti (Lasistan)/ Witse ausgewählt. Dort lebten viele georgische Muslime, denen die Zukunft ihrer Heimat ein großes Anliegen war.

Leo Kereselidse wurde mit der Gründung der Legion beauftragt. Von deutscher Seite unterstützten der Armeeoffizier und Militärattaché Kischke und der politische Attaché des georgischen Komitees Lois Mosel die Georgier.



Leo Kereselidse


Micheil Zereteli wurde beauftragt, in den Lagern in Deutschland und Österreich nach georgischen Kriegsgefangen unter den zaristisch-russischen Kriegsgefangenen zu suchen.

„Georgier! Wahrscheinlich beunruhigt Euch der Eid, den Ihr vor dem russischen Zaren abgelegt habt. Allerdings haben die russischen Zaren selbst den Eid gebrochen, den Pakt mit Georgien von 1783 verletzt und den georgischen politischen Staat ausgelöscht… Es lebe das freie, unabhängige Georgien! Es lebe der georgische Staat! Jeder Georgier möge in diesem Kampf zum Helden werden. Lieber der Tod auf heimischen Feldern als das schmachvolle Leben in der Gefangenschaft!“ – Solche Aufrufe verbreiteten sich in den Kriegsgefangenenlagern.



Georgische Kriegsgefangene im deutschen Lager Eger (Ungarn). Georgische Nationale Parlamentarische Bibliothek, Bilderarchiv, Sammlung Luarsab Togonidse.


Giorgi Kereselidse wurde zum Redakteur der für die Kriegsgefangenen gegründeten „Georgischen Zeitung“ (1916–1918) ernannt. Zuvor gab das Komitee die von Hand gefertigte Zeitung „Kaukasus“ heraus, deren Redakteur zunächst Micheil Zereteli, später Giorgi Kereselidse waren. Noch früher, 1913–1914, hatte die Genfer Gruppe georgischer Separatisten, später das „Komitee für die Unabhängigkeit Georgiens“, das Blatt „Freies Georgien“ herausgegeben, das die Idee der Unabhängigkeit sowohl unter den im Ausland lebenden Georgiern als auch in Georgien verbreiten wollte.



Veröffentlichungen des Georgischen Komitees. Georgisches Emigrationsmuseum an der TSU. Sammlung Guram Scharadse.


Das Bestreben des Komitees war es, dass die georgische Legion sich an den Kriegshandlungen gegen Russland beteiligen sollte. Den Osmanen gefiel die Idee der Gründung der Legion bald nicht mehr, sie erschreckte die neue Militärmacht in ihrer Mitte, die sie beim Anschluss des muslimischen Teils Georgiens hindern würde. Die georgische Legion bewies sich in schwierigen Schlachten. In einer Mitteilung erwähnte der deutsche Botschafter in Konstantinopel Hans von Wangenheim ihre Tapferkeit.


Die georgische Legion im Osmanenreich. In der Mitte Leo Kereselidse. Nationale Parlamentarische Bibliothek Georgiens, Nationales Bilderarchiv. Sammlung Msagho Tsagurischwili-Japaridse.


Am 24. September 1914 stellten Micheil Zereteli und Giorgi Matschabeli dem deutschen Auswärtigen Amt den Plan des Unabhängigkeitskomitees zur „Trennung Transkaukasiens von Russland und weitere politische Arrangements“ vor.

Im Herbst 1914 versammelte sich das „Komitee für die Unabhängigkeit Georgiens“ in beinahe vollständiger Besetzung.

Es wurden Verhandlungen mit der Regierung des osmanischen Reiches geführt. Teilgenommen haben Leo Kereselidse, von der osmanischen Seite Asker-Bay und Ismail Dzhambulat-Bay, von der deutschen Seite der deutsche Botschafter im Osmanischen Reich, Baron von Wangenheim. Ziel der Verhandlungen war die Anerkennung der Grenzen in ihrem aktuellen Stand von 1914.

Das deutsche Auswärtige Amt ernannte Graf von Schulenburg zum politischen Kommissar des Komitees. Dieser diente den Georgiern treu bis zum Schluss. Später löste er Leo Kereselidse im Amt des Leiters der georgischen Legion ab mit dem Ziel, die Angelegenheit der Legion mit den Türken zu lösen. Für die Deutschen galten das Georgische Komitee und die Legion als Stützpunkt in Georgien und im ganzen Kaukasus.



Graf Friedrich-Werner von der Schulenburg.


Im Jahr 1915 stiftete das Unabhängigkeitskomitee den Orden der heiligen Tamara, der für Verdienste an der Legion und der Unabhängigkeit Georgiens vergeben wurde. Georgier, die diesen Ehrenorden erhielten, waren u.a. Dawit Watschnadse, Leo Kereselidse, Memed Abaschidse, Akaki Tschkhenkeli, Niko Khorava, Kadir Beg Scherwaschidse; unter den deutschen Ordensträgern warenWoldemar Hohenzollern (Waldemar von Preußen), Graf von der Schulenburg, Otto von Lossow und Paul von Hindenburg.


Orden der Königin Tamar

1914 reiste Giorgi Matschabeli zum ersten Mal heimlich in Georgien ein. Er traf sich mit den Vertretern georgischer politischer Parteien in Kutaisi, Rewaz Gabaschwili und Schalwa Amirejibi von der Nationalen Partei, mit Samson Pirzchalawa und Grigol Rzchiladse von der Sozialistisch-Föderalistischen Partei und mit Noe Schordania und Ewgeni Gegetschkori von der Sozial-Demokratischen Partei.



Nach Matschabelis Besuch gründeten Rewaz Gabaschwili, Dawit Watschnadse und Spiridon Kedia die „Georgische Filiale des Unabhängigkeitskomitees“, mit dem hauptsächlichen Ziel, eine ungehinderte Verbindung zum Unabhängigkeitskomitee im Ausland herzustellen. Eine ähnliche Organisation wurde auch in Petrograd gegründet und von dem jüngeren Bruder Giorgi Machabelis – Niko geleitet. Die Komitees in Petersburg, Tbilissi und Kutaisi hatten ständigen Kontakt mit dem Unabhängigkeitskomitee im Ausland.



Am 29. Juni 1916 setzte das U-Boot U-38 Giorgi Matschabeli und zwei weitere Georgier zusammen mit dem Aserbaidschaner Selim-Bay Bebutow und dem Tschetschenen Gazawat am Hafen in Anaklia ab.

Es wurde beschlossen, die Beziehungen mit den „Tataren“ und Nordkaukasiern zu vertiefen. Die Reise war lang und voller Gefahren. Giorgi Matschabeli erreichte Europa nach mehreren Monaten über Japan und Amerika.

„Es war sehr rührend, als greise Inguschen und Tschetschenen mit Tränen in den Augen zu mir kamen, um über die Unabhängigkeitsaussichten für den Kaukasus zu sprechen”, schrieb Giorgi Matschabeli.

Im Dezember 1916 forderte das Unabhängigkeitskomitee die Verlegung der Legion an die deutsch-russische Front in Europa. Im März 1917 wurde eine Legion von 120 Männern nach Rumänien gebracht (später marschierte diese Legion in ihrer Uniform und angeführt von Leo Kereselidse in die Hauptstadt des unabhängigen Georgien ein).


Die Georgische Legion mit einem deutschen Offizier in der osmanischen Türkei. In der Mitte Leo Kereselidse. Georgisches Nationalarchiv.


Besonders eindrucksvoll war die Rede von Micheil Zereteli auf dem Kongress der Vereinten Nationen 1916 in Lausanne. Sein Bericht wurde von russischen Quellen selbst gespeist– die Verbrechen Russlands gegen Georgien von der Herrschaftszeit König Wachtangs VI. bis zum letzten Tag der russischen Herrschaft in Georgien. 1917 stellte Micheil Zereteli auf dem Kongress der Sozialistischen Internationale in Stockholm der Delegation der Sozialisten ein Memorandum vor: „Da georgische Sozialdemokraten und Föderalisten nicht im Stande sind, eine Delegation zu schicken, habe ich als georgischer Nationalist diesen Bericht über die georgische Frage geschrieben”, sagte Zereteli dem sozialistischen Delegierten Camille Huysmans.


Micheil Zereteli, Camille Huysmans


Im Jahre 1917, nach der Niederlage der Russen gegen die Deutschen, gab die Armee die Front auf und es wurde befürchtet, dass in Georgien Razzien gestartet würden. Der Tiflis-Ausschuss forderte Schalwa Karumidse auf, sich mit Mitgliedern des Unabhängigkeitskomitees in Stockholm zu treffen. Giorgi Matschabeli, Micheil Zereteli und Schalwa Karumidse baten die deutsche Regierung um Hilfe für Georgien. Es wurde beschlossen, ein U-Boot aus Istanbul nach Georgien für Expeditionen zu schicken. In Tbilissi wurde der Ort der ersten Expedition ausgewählt: Tschuria. Ankunftszeit, Signale und das Passwort des U-Boots wurden vereinbart.


1917 unternahm das Unabhängigkeitskomitee mit dem U-Boot UB-42 unter Micheil Zereteli und Meliton Kartsiwadse mehrere Expeditionen. Am 10. November machten sich Petre Surguladse und vier weitere Georgier auf dem Weg nach Georgien. Sie brachten 470 Mauser, Munition, 100 Granaten und 730.000 Rubel. Die Operation schlug fehl. Zwei Deutsche und zwei Georgier, die an den Ufern der Tschuria gelandet waren, wurden von den Russen gefangen genommen.



UB-42 Kapitän Kurt Schwartz. U-Boot-Flottillenkommandant Schlubach, Petre Surguladse und Giorgi Matschabeli. Georgisches Emigrationsmuseum der TSU. Sammlung Guram Scharadse.


Petre Surguladse und der katholische Mönch Schalwa Wardidse kehrten mit Waffen und Geld nach Istanbul zurück.



Schalwa Wardidse


Akaki Tschchenkeli organisierte einen Aufstand im Gefängnis in Batumi, um die Gefangenen von Tschuria freizulassen und sie vor der Todesstrafe zu retten. Am 3. Oktober 1917 fuhren Zereteli, der osmanische Bey (Meliton Kartsiwadse) und drei weitere Georgier mit großen Waffen und Geld im U-Boot UB-42 nach Georgien. Am 8. Oktober wurden die Waffen friedlich an die Küste gebracht, zuerst zu Niko Chorawa in Ocharkalia und dann zu Koki Dadiani in Nosiri.

Am 5. November 1917 fand in der Wohnung von Data Watschnadse in Tiflis ein geheimes Treffen statt. Micheil Zereteli und Meliton Kartsiwadse trafen sich mit dem Sozialist-Föderalisten Joseb Gedewanischvili, dem späteren Premier Georgiens Noe Schordania und dem Kommissar der russischen provisorischen Regierung Evgeni Gegetschkori.



Auf diesem historischen Treffen wurde beschlossen, Georgien zum geeigneten Zeitpunkt für unabhängig zu erklären.




Der Blog wurde im Rahmen der Zusammenarbeit zwischen dem Emigrationsmuseum der TSU und dem Deutsch-Georgischen Archiv entwickelt. Die verwendeten Materialien werden im Georgischen Emigrationsmuseum der TSU aufbewahrt.

Auf Grundlage dieser Materialien fand am 26. Mai 2014 eine gemeinsame Ausstellung des Emigrationsmuseums und der Studenten der Abteilung Bildende Kunst der Philosophischen Fakultät der TSU statt: „Den Neuen zum Trost!“, Kuratorin: Tamar Kobachidze, Teilnehmerinnen: Tika Kipiani und Mariam Gotschelaschwili.

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